
Interview zu zyklusgerechtem Training mit Steffi Platt - Teil 2
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Und weiter gehts. Nach ausführlichen Antworten durch Steffi Platt, Coachin für zyklsugerechtes Training und Frauengesundheit, im ersten Teil, folgt nun der zweite Teil des Interviewspecials. Mit Antworten und Tipps zum Thema „richtiges Tracken des eigenen Zyklus“ und einem Deep Dive in das RED-S-Syndrom, gibt uns Steffi wichtige Einblicke in die Welt der Frauen im Sport und wie wir dafür sorgen, dass wir langfristig gesund bleiben. Und langfristig Spaß an Bewegung haben können.
Also auf gehts!
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Katja: Interdisziplinäres Team könnte dann bedeuten, dass du Coaches aus verschiedenen Bereichen mit einbeziehst und eine Art Komplett-Paket anbieten kannst?
Steffi: Ich arbeite bereits eng mit einer Medizinerin zusammen, mit der ich einen kontinuierlichen Austausch pflege. Zusätzlich habe ich eine weitere Coachin ins Team geholt, die sich vor allem auf zyklusgerechtes Krafttraining spezialisiert hat.
Mein Ziel ist es, dieses Konzept weiterzuentwickeln und auszubauen, um alle relevanten Bereiche abzudecken. Es gibt immer wieder wichtige Ansatzpunkte, an denen ich meine Expertise einbringen kann, aber auch Bereiche, in denen ich Aufgaben delegieren und an Fachleute abgeben muss, da sie außerhalb meines Handlungsfeldes liegen.
Das ist auch einer meiner Wünsche: dieses interdisziplinäre Konzept weiter auszubauen und zu optimieren.
Katja: Das hört sich nach einem tollen Vorhaben an. Ich würde gerne nochmal auf das Tracking des Zyklus zurückkommen. Hast du dazu Hinweise, Tipps und eventuell Empfehlungen wie getrackt werden sollte?
Steffi: Zunächst sollte man sich überlegen, welches Tool man für das Tracking verwenden möchte. Das kann eine App sein, ein Tagebuch oder auch ein Excel-Sheet – je nachdem, was einem am besten liegt und sich am besten eignet. Für das Tracking braucht man mindestens drei Zyklen, um eine gute Datengrundlage zu haben. Wichtig ist, dabei auch Symptome zu dokumentieren.
Nach und nach kann man das Tracking erweitern, indem man es in Relation zum Training setzt. Ich arbeite mit einem umfassenden Tagebuch für meine Klient:innen, in dem wir verschiedene Aspekte der Gesundheit abbilden: Schlaf, Ernährung, Zyklusphase, Dauer und vieles mehr. Das ermöglicht mir als Coach, gezielten Input zu geben, und hilft den Klient:innen, Muster in ihrem Verhalten und Körper wahrzunehmen.
Apps können ebenfalls hilfreich sein, da sie es ermöglichen, vergangene Zyklen anzusehen und Muster zu erkennen. Zum Beispiel: „Ah, das hatte ich im letzten Zyklus auch zu diesem Zeitpunkt.“ Das schafft ein Bewusstsein für wiederkehrende Zusammenhänge und erleichtert das Verständnis für den eigenen Körper.
Dieses Tracking ist nicht nur hilfreich, um den Körper besser zu verstehen, sondern auch, um sich selbst gegenüber gnädiger zu sein. Anstatt sich darüber zu ärgern, warum die Leistung an einem bestimmten Tag nicht optimal war, kann man erkennen, dass dies vielleicht mit dem Zyklus zusammenhängt. Allerdings sollte der Zyklus nicht als Erklärung für alles herangezogen werden.
Katja: Das ist auch ein Risiko, dass ich bei mir selbst sehe. Wie stehst du zu dem Risiko plötzlich alles auf den Zyklus zu schieben und diesen als Erklärung für alles zu nutzen?
Steffi: Das Schlüsselwort ist grundsätzlich Balance. Es geht darum, immer das richtige Maß zu finden und nicht zu radikal zu reagieren. Das gilt auch, wenn wir uns mehr Selbstfürsorge gönnen. Aber das bedeutet nicht, dass wir deswegen alles absagen müssen. Das ist vermutlich der größte Schritt – und es braucht Zeit und Entwicklung, um das einschätzen zu lernen, in sich zu gehen und reflektiert zu handeln.
Manchmal benötigt es auch Abstand, um zu lernen, Dinge richtig einzuschätzen, einzuordnen und in Relation zu setzen. Dabei hilft oft eine Stütze, um zu reflektieren und Klarheit zu gewinnen. Ja, es ist wichtig und relevant, aber es sollte immer im Verhältnis gesehen werden. Genau darum geht es: um Ganzheitlichkeit.
“Das Schlüsselwort ist grundsätzlich Balance. Es geht darum, immer das richtige Maß zu finden und nicht zu radikal zu reagieren.”
Im Training ist der Zyklus ein weiteres hilfreiches Tool. Aber ebenso wichtig sind Regeneration, Schlaf, Ernährung, mentale Gesundheit und Stressmanagement. All das muss berücksichtigt werden. Es kann mir auch schlecht gehen, weil ich einen stressigen Tag hatte oder unachtsam mit mir umgegangen bin – und nicht immer, weil der Menstruationszyklus eine Rolle spielt. Aber manchmal spielen auch die Hormone verrückt, und das macht es komplizierter.
Am Ende des Tages geht es darum, mehr Körpergefühl zu entwickeln und ein gesundes Maß zu finden. Es hilft, verschiedene Variablen zu betrachten und sie in den Alltag zu integrieren. Uhren, Trackingringe und ähnliche Hilfsmittel können eine Unterstützung sein, aber sie sollten uns nicht allein leiten. Es ist wichtig, auf sich selbst zu hören und mit dem eigenen Körper im Einklang zu bleiben.
Katja: Was würdest du durch deine Erfahrung für Hinweise und Tipps zu diesem Thema Ernährung geben?
Steffi: Es fängt wieder mit den Basics an. Das Wichtigste ist zunächst, genug zu essen. Genau daran scheitern viele. Es geht darum, ausgewogen und regelmäßig zu essen – drei volle Mahlzeiten am Tag. Das sollte eigentlich normal sein, ist aber in unserer schnelllebigen Welt oft schwierig. Dieses grundlegende Muster wieder zu erlernen, ist eine Herausforderung.
Oft hört man dann die Ausrede: „Ich habe keine Zeit dafür.“ Aber da sollte man sich fragen: Wo bleibt die Zeit? Häufig ist es das Handy, das uns wertvolle Zeit raubt. Zusätzlich zu den Mahlzeiten sind auch Snacks zwischendurch wichtig. Die richtige Versorgung rund ums Training spielt eine entscheidende Rolle.
“Das Wichtigste ist zunächst, genug zu essen. Genau daran scheitern viele.”
Unmittelbar nach dem Training sollte man dem Körper etwas zuführen – eine Kombination aus Kohlenhydraten und Proteinen etwa in den ersten 30 Minuten danach. Aber auch schon im Vorfeld sollte man ausreichend versorgt sein. Das hängt immer davon ab, wie gut man sich im Laufe des Tages bereits versorgt hat. Es gibt keine Pauschallösung, da es immer auf das große Ganze ankommt. Wenn ich einen Tag hatte, an dem meine Ernährung nicht optimal war, wird es umso wichtiger, dass ich darauf achte, meinen Körper zu versorgen.
Während des Workouts selbst ist es entscheidend, dass ich mich in Relation zur gesamten Trainingsbelastung versorge und in Abhängigkeit davon, wie meine Versorgung im Vorfeld war. Es geht es darum, dem Körper das zu geben, was er braucht. Das können flüssige oder feste Kohlenhydrate sein.
Die Versorgung ist ein zentrales Thema, und viele haben davor Angst. Doch es ist wichtig, die Basics ernst zu nehmen und sich bewusst mit der eigenen Ernährung auseinanderzusetzen.
Katja: Wovor genau haben die meisten Klient:innen Angst?
Steffi: Da wir in einer Diät- und Leistungskultur aufwachsen, ist die Angst vor einer Gewichtszunahme ein großes Thema. Viele betreiben Laufsport, um ihr Gewicht zu regulieren. Dabei kann es jedoch auch in die andere Richtung kippen: Man nimmt durch den Laufsport zu, wenn der Körper nicht ausreichend versorgt wird.
Ein wichtiger Begriff in diesem Zusammenhang ist „RED-S“ (Realtives Energiedefizit im Sport). Dieses Syndrom beschreibt die negativen Auswirkungen eines chronischen Energiedefizits, wenn die Aktivität nicht durch ausreichende Energiezufuhr ausgeglichen wird. Es ist ein komplexes Thema, das deutlich macht, wie wichtig eine gute Versorgung für Sportlerinnen und Sportler ist.
Katja: Das bedeutet, dem Körper wird mehr Energie abverlangt, als im zugeführt wird, richtig?
Steffi: Genau, ja.
Katja: Und was für Symptome sind durch das RED-S zu erwarten?
Steffi: RED-S (Relatives Energiedefizit im Sport) ist ein Symptomkomplex, der sich auf vielfältige Weise äußern kann. Erste Anzeichen sind oft Müdigkeit oder eine erhöhte Infektanfälligkeit. Im schlimmsten Fall kann es zu Amenorrhö (dem Ausbleiben der Menstruation) oder sogar Osteoporose kommen. Besonders die Osteoporose birgt ein großes Risiko, da eine Schädigung der Knochendichte, je nach Schweregrad, oft nicht mehr vollständig reversibel ist. In einigen Fällen ist eine Umkehr noch möglich, aber das hängt stark von der individuellen Situation ab.
Stressfaktoren spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, insbesondere wenn der Knochenschwund anhält. Amenorrhö und Osteoporose gelten als „Endgegner“ dieses Syndroms, da sie schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben können. Gleichzeitig wirkt sich RED-S auch auf die Schilddrüse und somit auf den Stoffwechsel aus. Dieser kann sich verlangsamen, was paradoxerweise oft zu einer Gewichtszunahme führt.
Ein verbreiteter Irrglaube ist, dass RED-S nur sehr dünne Menschen betrifft. Tatsächlich kann es jede Körperform betreffen, was häufig unterschätzt wird. Gerade im Hobbysport ist es wichtig, zu verstehen, dass es kein bestimmtes Körperbild gibt, das dieses Syndrom ausschließt. Dieses Bewusstsein ist essenziell, um die Risiken von RED-S korrekt einzuschätzen und entsprechend zu handeln.
Katja: Vor allem das Thema Körperbild spielt auch für uns bei GOODEN eine große Rolle. Es gibt nun mal einfach keine Schubladen in die man die Menschen nachhaltig hineinstecken kann. Wir sollten wieder lernen einander wirklich zu sehen. Auf einander einzugehen und dadurch auch solche Krankheiten schneller erkennen und behandeln zu können.
Wenn wir uns nun tiefer mit dem Thema beschäftigen wollen und zunächst Wissen dazu sammeln möchten, hast du Buchempfehlungen zu dieser Topic?
Steffi: Es gibt ja die bekannte "Bibel" namens Period Power von Masie Hill. Eine der Vorreiterinnen in diesem Bereich ist auch Dr. Stacy Sims mit ihrem Buch. Das sind so die großen Autor:innen und Bücher. Genauso gibt es noch genügend andere Ecken, von denen man sich sein Wissen aneignen kann. Da gibt es meistens keine Limits. Oder sich halt Unterstützung zu suchen, ist auch eine Möglichkeit.
Katja: Wie stehst du dazu, wenn Frauen einfach sagen, dass dieses Thema nichts für sie sei? Würdest du schon sagen, dass das Thema zyklusbasiertes Training eigentlich für jede Frau wichtig ist?
Steffi: Ich würde sagen, dass jede Frau davon profitieren kann – sei es, weil sie selbst betroffen ist, oder weil sie dadurch ein besseres Verständnis für andere Frauen in ihrem Umfeld entwickeln kann. Dadurch entsteht oft mehr Empathie.
“Ein wichtiges Thema ist auch, dass Menschen, die selbst keine Probleme haben, diese bei anderen oft nicht ernst nehmen oder absprechen.”
Wenn mehr als 50 % der Bevölkerung Frauen sind, würde ich sagen, dass dieses Wissen unabhängig davon, ob man selbst menstruiert, für alle relevant ist.
Es schadet nicht – wenn man nicht möchte, don´t do it. Aber es kann auch hilfreich sein, mal über den Tellerrand hinauszuschauen. Das fördert nicht nur Verständnis, sondern auch Solidarität unter uns Frauen – etwas, das wir definitiv weiterhin brauchen und noch mehr stärken können.
Katja: Solidarität ist so ein großes Thema, was wir zwischen Frauen noch viel stärker leben dürfen. Weg von der Ellbogen-Mentalität hin zu einem stärkeren Miteinander. Das es eben nicht um jeden Preis nur um höher, schneller, weiter geht.
Steffi: Das versuchen wir auch in unserer Community zu leben. Es gibt sowohl performance-orientierte Athletinnen als auch diejenigen, die einfach aus gesundheitlichen Gründen, für ihre Fitness oder die Gemeinschaft laufen möchten. Ich finde es besonders schön, dass wir darauf achten, den Fokus nicht nur auf Leistung zu legen. Es zählt nicht nur, wenn man performt. Jede, die laufen möchte, soll laufen – und wir freuen uns, wenn wir dabei helfen können, in den Laufsport einzusteigen und diesen mit Freude zu erleben. Manchmal gelingt es sogar, anfängliche Abneigung in Liebe zum Laufsport zu verwandeln. Das haben wir schon mehrfach geschafft.
“Es ist einfach unglaublich wichtig, Sport zu treiben, und oft fällt es leichter, wenn man das in einer Gemeinschaft tut.”
Eine gute Anleitung kann dabei helfen, von Anfang an die richtige Richtung einzuschlagen, um Verletzungen oder falsche Belastungen zu vermeiden, die später mühsam korrigiert werden müssen.
Manchmal geht es auch darum, Verantwortung abzugeben – etwas, das uns im Alltag oft schwerfällt, weil wir ständig alles organisieren, planen und managen müssen. Beim Laufen in einer Gemeinschaft kann man einfach mitmachen, zuhören und sich treiben lassen. Das schenkt ein Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit. Es ist ein ganz anderes Lauferlebnis, als wenn man sich allein ständig mit Uhren oder anderen Hilfsmitteln kontrolliert. Und genau dafür steht der Verein FIERCE RUN FORCE e.V. - Ihr seid neugierig geworden? Hier gibt es mehr Infos für Dich!
Katja: Wie hart war es denn für dich damals dir den Zahn zu ziehen, dass es in erster Linie um deine Gesundheit gehen sollte und deine Laufziele beziehungsweise allgemeinen sportlichen Ziele hintenanzustellen?
Steffi: Gar nicht so hart, weil ich aus dem Leistungssport und meiner beruflichen Tätigkeit gelernt habe, wie wichtig es ist, die Balance zu finden. Natürlich habe ich einen gewissen Anspruch an mich selbst, aber ich habe erkannt, dass der Spaß und die Freude an der Sache im Vordergrund stehen müssen. Vor allem, weil ich selbstständig bin und viel Energie in meine Arbeit fließt, habe ich gelernt, mich anzupassen, anstatt zusätzlich massives und intensives Training oben draufzupacken.
Ein Schlüsselmoment war damals zu meiner Leistungssportzeit, als ich zum ersten Mal bewusst eine Trainingseinheit abgebrochen habe, weil ich gemerkt habe, dass sie mir nicht guttut. Dieser Schritt, für meine Gesundheit einzustehen, hat mich nachhaltig geprägt. Es war eine klare Botschaft an mich selbst, dass meine Gesundheit oberste Priorität hat.
Ich erinnere mich, dass ich damals auch sauer auf mich selbst war und einen Freund und Arzt gefragt habe, was im schlimmsten Fall passieren könnte. Als sie meinte, dass es zu ernsthaften Problemen führen könnte, wurde mir klar: Egal, wie sehr ich das Laufen liebe, mein Ziel ist es, gesund zu werden und ohne Schmerzen wieder einzusteigen. Ich wollte keinesfalls erneut Verletzungen provozieren – das war für mich der schlimmste Gedanke: meinem Körper so etwas noch einmal anzutun.
“Dieser Moment hat mir geholfen, meinen Körper nicht als Gegner zu sehen, den ich kontrollieren oder maßregeln muss.”
Stattdessen habe ich begonnen, bewusster wahrzunehmen, dass ich meinen Körper gut versorge und dies vor allem auch bei steigender Belastung. Nach dem Motto: “Ich muss mir die Beatmungsmaske zuerst selbst aufsetzen, bevor ich anderen helfen kann.” Was gerade in meinem Job als Coach essenziell ist.
Meine Grundregel für einen gesunden Bezug zum Laufsport: “Ich mache den Sport für mich und meine Gesundheit - nicht um anderen etwas zu beweisen.” Wenn ich mich aber trotzdem manchmal mit anderen im Verein oder im Coaching vergleiche, habe ich inzwischen eine gewisse Gelassenheit entwickelt. Für mich steht der Spaß im Vordergrund. Natürlich freue ich mich, wenn ich bei Rennen gut abschneide, aber das ist nicht alles. Ich glaube, das ist eine wichtige Lektion: Mit der Zeit dürfen wir lernen, netter zu uns selbst zu sein und uns diese Gelassenheit zuzugestehen.
Früher habe ich 100% oder sogar 200% gegeben – Vollgas, bis zur Erschöpfung. Ich habe immer einen hohen Anspruch an mich selbst, aber ich habe auch gemerkt, wie wichtig es ist, Ruhe und Pausen auszuhalten. Bei mir geht es weniger um Pausen im Sport, sondern eher um Alltagspausen.
Ich sehe Verletzungen als Hinweis meines Körpers an meinen Defiziten zu arbeiten und gut zu ihm zu sein. Verletzung machen mir keine Angst. Stattdessen sehe ich das als eine neue Mission: Meine Mission lautet Gesundheit, und sie steht im Fokus. Ich unterstütze diesen Prozess, indem ich bewusst zurückschalte und in Dinge investiere, die meine Regeneration fördern.
Katja: Was unternimmst du in Phasen der Krankheit, um wieder gesund zu werden?
Steffi: Auch die Ernährung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sie ist ein wesentlicher Faktor und sollte optimaler Weise antientzündlich sein. Für die Regeneration sollte man schauen welche spezifische Verletzung und welche Bedürfnisse des Körpers gerade im Vordergrund stehen sollten. Es kommt darauf an, was der Körper gerade benötigt, um sich zu erholen.
Zusätzlich kann man unterstützend mit Maßnahmen wie Kühlen, Physiotherapie oder bestimmten Anwendungen wie Taping arbeiten. Wichtig ist jedoch, nicht in einen zwanghaften Modus zu verfallen, bei dem man meint, die Verletzung unbedingt durch andere Aktivitäten kompensieren zu müssen. Stattdessen sollte man Ruhe bewahren und dem Körper die Zeit geben, die er braucht, um zu arbeiten und zu heilen.
“Eine ausreichende Versorgung des Körpers mit Nährstoffen ist essenziell, idealerweise mit einer entzündungshemmenden Ernährung.”
Das kann die Regeneration fördern. Gleichzeitig ist es wichtig, je nach Verletzung gezielt Strategien zu entwickeln, die auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind. In gewisser Weise ist das wie beim Training – nur mit umgekehrtem Fokus: statt Belastung steht die Erholung im Mittelpunkt.
Katja: So wichtig! Und noch viel wichtiger ist es, es dann auch wirklich in den Fokus zu stellen. Ich habe gesehen, dass ihr ein Trail Camp anbieten werdet. Magst du mir davon noch ein bisschen mehr erzählen?
Steffi: Yes, das wäre mega cool, wenn ihr das teilt! Es ist das erste Trail-Camp, das ich zusammen mit Maxi organisiere. Ebenfalls unterstützt uns Judith, eine weitere Trainerin von FIERCE RUN FORCE und meinem gleichnamigen Laufverein. Wir werden fünf Tage in Garmisch-Partenkirchen verbringen und dabei nicht nur Trailrunning, sondern auch mentale Gesundheit durch Achtsamkeitsübungen auf die Agenda setzen. Wir schauen uns die richtige Versorgung an, arbeiten ein bisschen an der richtigen Technik inklusive Stockeinsatz und schaffen ein Camp, das auch für Einsteigerinnen geeignet ist, die im Wanderschritt den Berg erzwingen wollen.
Die Voraussetzung für die fortgeschrittenen Trailläuferinnen ist, dass man bereits einmal 10 Kilometer gelaufen ist und sich dabei wohlfühlt. Wir werden aber auch verschiedene Level anbieten. Mitunter für blutige Anfängerinnen, die in ihrem Tempo den Berg erklimmen - ob wandernd oder im Laufschritt. Gemeinsam werden wir die Garmisch Trails unsicher machen und vor allem auch Sicherheit und Freude am und zum Berg entwickeln. So können alle gut und vor allem zyklusgesund durch die Tage kommen. Wir haben einen Fahrplan, der auch eine Hüttenübernachtung in den Bergen inklusive Achtsamkeitssession mit herrlichen Bergpanorama beinhaltet – ein echtes Highlight! Wir möchten allen Teilnehmerinnen Vertrauen und Spaß am Bergsport vermitteln und zeigen, dass sie sich zutrauen können, mehr Berge zu erobern.
“Es soll darum gehen, Frauen mit Spaß und neuem Wissen auszustatten, damit sie gesund und im Einklang mit ihrem Körper laufen können – und das auch mal abseits des Stadtlebens.”
Neben Techniktraining und ein paar Sprints nutzen wir den Berg als Werkzeug und vor allem als Spaßfaktor. Das Schöne am Trailrunning ist, dass es nicht nur ums reine Laufen geht. Es gibt Strecken, auf denen man ganz bewusst geht, und das ist völlig in Ordnung. Viele denken zu Beginn, sie müssten direkt durchrennen, aber das wollen wir entkräften.
Unser Fokus liegt auf Techniken, Spaß, Gemeinschaft und den Erlebnissen. Eine Nacht verbringen wir auf der Hütte, und die restlichen Tage füllen wir mit spannenden Wissensinhalten und schönen Läufen durch Garmisch-Partenkirchen.
Katja: Hört sich nach einer sehr coolen Aktion an, mit viel Input und Spaß. Wann findet es statt?
Steffi: Genau, das ist unser Ziel. Das Camp ist vom 7. - 11. August 2025. Vor dem Camp machen wir noch ein Check-in, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben und was die individuellen Bedürfnisse sind. Es gibt auch die Möglichkeit, sich gezielt auf das Camp vorzubereiten. Wir bieten Trainingspläne an, entweder als Vorbereitung speziell fürs Trailcamp oder auch für den Einstieg ins Trailrunning, damit alle ready sind.
👉Alle Infos & Anmeldung zum Trail Running Camp
“Das Camp ist vom 7. - 11. August 2025.”
Außerdem haben wir zwei Rennen ausgewählt, die sich besonders gut für Einsteigerinnen eignen – eine perfekte Gelegenheit, die Trailrunning-Saison mit Spaß und Freude zu starten. Die Strecken sind bewusst kürzer gehalten, da viele andere Rennen oft auf Ultradistanzen ausgelegt sind. Für Einsteigerinnen gibt es somit eine tolle Möglichkeit, erste Erfahrungen zu sammeln.
Darüber hinaus nehmen wir mit drei Teams am Infinity Trail teil – ein spannendes Format mit dreimal drei Frauen pro Team. Die Distanzen sind 21 Kilometer, 30 Kilometer und eine längere Strecke von etwa 40 bis 50 Kilometern.
Das Trailcamp dient somit nicht nur als Einstieg in den Sport, sondern auch als Vorbereitung für diejenigen, die in Berlin oder anderen flachen Gegenden leben und wenig Möglichkeiten haben, in den Bergen zu trainieren.
Katja: Magst du mir noch ein wenig mehr zu eurem Verein erzählen?
Steffi: Ich habe den Verein Fierce Run Force e.V. vor drei Jahren gegründet, um den Laufsport ein Stück weit zu verändern. Es gab mehrere Gründe, warum es ein Verein geworden ist. Einerseits, weil wir Zugang zu geeigneten Sportstätten benötigten, und andererseits, weil ich dem Ganzen eine klare Struktur geben wollte, um relevant für den Sport zu sein. Als Verein ist man schließlich Teil des Systems und hat mehr Möglichkeiten, etwas zu bewegen. Es hat geklappt – wir konnten ein bisschen Relevanz schaffen.
Der Verein hat seinen Sitz in Berlin und bietet drei regelmäßige Trainingseinheiten für seine Mitglieder an. Es handelt sich um einen offiziellen gemeinnützigen Sportverein mit Mitgliedschaft.
Montagstraining:
Hier liegt der Fokus auf allem, was wir neben dem Laufen brauchen – Kräftigung mit Eigengewichtsübungen oder leichten Gewichten, Mobilisation und Faszientraining. Besonders wichtig ist die Stärkung der oft vernachlässigten Bein- und Rumpfmuskulatur. Dieses Training wird von Judith geleitet, die auch beim Trailcamp dabei sein wird. Judith ist Sportphysiotherapeutin mit Erfahrung im Leistungssport und schon lange Vereinsmitglied.
Mittwochstraining:
Das ist unsere Einheit für zyklusgerechtes Intervalltraining. Dieses Training habe ich ursprünglich geleitet, aber inzwischen an Maxi übergeben. Wir setzen hier auf ein rudimentäres, aber durchdachtes zyklusgerechtes Trainingskonzept und arbeiten ständig daran, das Training weiterzuentwickeln. Unser Ziel ist es, in unserer Vorreiterrolle als erster Laufverein mit Fokus auf zyklusgerechtes Training zu bleiben.
Krafttraining:
Zweimal im Monat gibt es ein Krafttraining mit richtigen Gewichten. Dieses findet in einem kleinen Studio von Chrissi statt, das von Frauen für Frauen (oder FLINTA) geführt wird. Hier steht ein Kraftzirkel mit ordentlichem Equipment im Fokus.
Die Trainingseinheiten sind nicht willkürlich, sondern folgen einem durchdachten Konzept, das sich positiv auf die Gesundheit und den Sport der Mitglieder auswirkt. Es ist uns wichtig, dass alle Trainingsangebote wahrgenommen werden, da sie sich gegenseitig ergänzen und insbesondere zur Prävention und Leistungsförderung beitragen.
Katja: Das ist ein sehr umfangreiches und durchdachtes Programm und richtig schön zu hören, dass ihr so eine starke Community seid. Wie kann man denn bei euch vorbeikommen und sich selbst überzeugen?
Steffi: Bei uns ist es üblich, dass man sich für ein Probetraining anmelden muss. Über unsere Webseite FIERCE RUN FORCE kannst du dich ganz einfach registrieren. Nach dem Probetraining kannst du entscheiden, ob du Mitglied werden möchtest oder nicht.
Unsere Mitgliedschaft basiert grundsätzlich auf einer jährlichen Laufzeit, kann aber auch monatlich bezahlt werden.
Über das Training hinaus legen wir viel Wert auf den Aufbau einer starken Community. Wir organisieren gemeinsame Aktivitäten, wie zum Beispiel Essen gehen, die Teilnahme an Rennen oder auch Gruppen-Events. Kürzlich haben wir mit fünf Teams an einem Staffellauf teilgenommen, bei dem 25 Frauen am Start waren. Unser Ziel ist es, das Team jedes Jahr weiter zu vergrößern.
Wir versuchen, das Vereinsleben modern zu gestalten, was nicht immer einfach ist angesichts der oft unverbindlichen Einstellung heutzutage. Doch die Mitglieder, die dabei sind, schätzen den professionellen Support durch unsere Trainerinnen-Teams untereinander, den Austausch und die spannenden Geschichten der anderen Teilnehmer:innen mit unterschiedlichen Hintergründen. Das macht es immer wieder interessant und bereichernd.
Katja: Das glaube ich dir sofort. Die ganzen unterschiedlichen Leben, die in einer Gemeinschaft aufeinadner treffen, ist immer faszinierend. Und doch verbindet alle das Thema Sport. Liebe Steffi, ich danke dir so sehr für Deine Zeit und deinen wertvollen Input und freue mich schon, unserem Gooden Squat von eurem Tun zu berichten - und natürlich von eurem Trail Camp im August!
Mehr Infos gefällig? Hier die passenden Links:
👉Alle Infos & Anmeldung zum Trail Running Camp:
Lass laufen! Zyklusorientiertes Leben